«Der Markt hat sich als resilient erwiesen»

Vor rund einem Jahr übernahm Dr. Martin Greiner die Funktion als Head Investment Advisory bei SPGI Zurich. Zeit für ein erstes Fazit – und einen Ausblick.

Martin Greiner, du bist direkt nach dem ersten Lockdown zu SPGI gestossen. Wie war der Start für dich?

Was den Lockdown betrifft, bin ich mit einem blauen Auge davongekommen: Der 1. Juni 2020 war just der erste Tag, an dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück ins Büro durften. Ich musste zum Glück nicht im Homeoffice starten. Das Team neu zu formieren, war eine der wichtigsten Herausforderungen der ersten Monate. Heute sind wir sehr gut aufgestellt und verfügen über ein kompetentes, dynamisches Team mit vielfältigem Background.

Welche anderen Tasks haben dich im ersten Amtsjahr beschäftigt?

Ein Projekt, das 2020 «live» gegangen ist, war das Transaktionsportal – eine digitale Plattform, die Transaktionsprozesse effizienter gestaltet. Doch den grössten Teil meiner Arbeit umfasste das Tagesgeschäft und die Netzwerkpflege. Letzteres war – Corona-bedingt – gewöhnungsbedürftig: Networking funktioniert ja vor allem auf der persönlichen Ebene, durch Meetings, Business Lunches und Closing Dinners zum Beispiel. Aber auch Präsentationen, Diskussionen und Vorlesungen fanden alle hinter dem Bildschirm statt – dabei bin ich jemand, der am liebsten vorne steht und unmittelbares Feedback bekommt.

Abgesehen von Zoom-Meetings & Co: Welche Rolle spielte – und spielt – Covid-19 in deiner Tätigkeit?

Der Markt hat sich als resilient erwiesen. Nach dem ersten Lockdown gab es zwar eine Flaute, doch dann hat das Geschäft wieder angezogen und wir hatten stets volle Segel. Die Auftragslage hat sich also sehr positiv entwickelt, trotz Covid-19. Die Attraktivität des Standortes Schweiz und die Negativzinsen sorgen weiterhin für hohe Immobilienpreise.

Welche Trends kannst du bei den Investoren feststellen?

Zwar ist die Nachfrage nach Immobilien ungebrochen, doch hat sich die Ausdifferenzierung verstärkt, vor allem im Commercial-Bereich. Zweit- und drittklassige Bürolagen sind weniger gefragt, und obwohl der Einzelhandel insgesamt gelitten hat, gibt es auch dort robuste Segmente, wovon zum Beispiel die langen Warteschlangen vor Luxusläden an der Zürcher Bahnhofstrasse zeugen. Logistikimmobilien und auch Datencenter haben sich von einst Nischenprodukten weiter in Richtung Mainstream entwickelt. Und neue Assetklassen wie Life-Science-Liegenschaften mit Laborflächen haben die Bühne betreten – in der Nähe von Hochschulen entstehen regelrechte Ökosysteme, vom schnell wachsenden Startup zum etablierten Corporate Venture.

Du stammst aus Deutschland. Was hat dich in die Schweiz gezogen?

Hauptsächlich private Gründe und der Wunsch, nach elf äusserst spannenden Jahren in Berlin mal den grossen Reset-Knopf zu drücken. Das hat recht gut geklappt, in Zürich fühle ich mich heimisch.

Wo trifft man dich in deiner Freizeit an?

Beim Wandern in den Bergen und bald hoffentlich auch wieder in der Luft. Ich muss ein Rating auf meiner Privatpilotenlizenz erneuern und freue mich schon auf die Alpenflug-Einweisung. Ausserdem liebäugle ich mit dem Gleitschirmfliegen – einen Schnuppertag habe ich bereits absolviert.

 

Dr. Martin Greiner FRICS CFA (*1981), arbeitete in unterschiedlichen Fach- und Führungspositionen in den Bereichen Valuation sowie Investment, u.a. bei CBRE und Cushman & Wakefield. In der Schweiz war er zunächst für den Ankauf von Projektentwicklungen für eine Anlagestiftung zuständig. Seit Juni 2020 ist er Head Investment Advisory und Mitglied der Geschäftsleitung bei SPGI Zurich.